Turtle Trading – kurze Einführung

Das Turtle-Trading bezeichnet eine bestimmte Strategie des Positionstradings nach dem amerikanischen Trader Richard Dennis (*1949), nämlich den Einstieg in eine Position oder ihr Aufstocken beim Erreichen definierter Punkte: In steigenden Märkten kaufen Turtle-Trader eine Call-Position beim Erreichen (zum Beispiel) eines neuen Monatshochs, in fallenden einen Put bei einem neuen Monatstief.

Es können natürlich auch andere Zyklen gewählt werden, zum Beispiel zehn Tage oder eine Woche, aber viel kürzere Zeiträume schlug Dennis seinerzeit nicht vor, als er die Turtle-Trader-Philosophie entwickelte (im Jahr 1983). Ihren Namen hat die Strategie, um die sich zusätzlich eine umfangreiche Philosophie rankt, allerdings aus einem ganz anderen Grund: Dennis behauptete gegenüber seinem Trader-Freund William Eckhardt, der mit ihm zusammen in New York handelte, man könne Trader „züchten wie Schildkröten“ (turtles), wenn man nur darauf achte, dass sie eine gewählte Strategie einhielten.

Eckhardt wettete gegen Dennis, woraufhin beide ihr Turtle-Trader-Experiment mit 13 jungen Kandidaten starteten, die sie aus 1.000 Bewerbern ausgewählt hatten. Das Fazit vorweg: Dennis gewann die Wette, seine Trader waren sehr erfolgreich.

Grundlegende Philosophie des Turtle-Tradings

Dennis und Eckhardt suchten seit dem Ende der 1970er Jahre nach einer wissenschaftlichen Grundlage für einen erfolgreichen Trading-Stil. Dennis behauptete grundlegend, Märkte seien in ihren Strukturen erkennbar und somit beherrschbar, wenn bestimmte Regeln strikt eingehalten werden. Verluste beim Trading entstünden demnach durch das Verletzen der Regeln, zu dem Trader immer tendieren, weil sie während des Trading-Prozesses ihre Auffassungen ändern.

Eckhardt hatte die konträre Meinung, nämlich dass man die Regeln mit dem Wechsel der Märkte gelegentlich neu erfinden müsse. Dennis schlug daraufhin vor, junge Trader anzuheuern, ihnen echtes Geld in die Hand zu geben und sie nach einmal aufgestellten Regeln strikt handeln zu lassen. Die beiden erfolgreichen Futures-Händler schalteten Anzeigen im Wall Street Journal, wählten unter 1.000 Bewerbern 13 hochbegabte Aspiranten aus, ließen sie kurzfristig ohne Geld simulierte Trades durchführen und gaben schließlich zehn von ihnen jeweils ein Startkapital zwischen 0,5 bis 2,0 Millionen Dollar (das private Geld vorwiegend von Dennis), mit dem sie nach den oben beschriebenen Regeln handeln sollten.

Diese ersten Turtle-Trader erzielten in den Jahren zwischen 1983 bis 1987 einen jährlichen Gewinn von rund 80 Prozent, einige von ihnen traden bis heute. Dennis hatte damit bewiesen, dass das strikte Einhalten von Regeln an der Börse durchaus zum Erfolg führt.

Kann man Turtle-Trading heute anwenden?

Die technische Trading-Strategie, die Dennis aufgestellt hatte, ging von der Bewegung der Aktienmärkte in grundsätzlichen Trends aus. Bei einer konsequenten Trendfolgestrategie kaufen Trader bei der Bestätigung eines Aufwärtstrends – in Aufwärtsmärkten bilden sich neue Hochs – und verkaufen in Abwärtsmärkten beim Bilden neuer Tiefs.

Das klingt sehr simpel, doch beim technischen Prozess des Tradings gehört natürlich auch Risiko- und Moneymanagement dazu. Die Turtle-Trader mussten also selbstständig entscheiden, wo sie ihre Stopps platzieren und in welchen Größenordnungen sie zukaufen. Auch Dennis war klar, dass es keine absolute Wahrheit an der Börse gibt, weshalb er einen Analyseprozess vor der Tradingentscheidung in sieben Schritten beschrieb:

  • Definition einer Fragestellung: Gibt es einen Trend? In welche Richtung führt er?
  • Informationen sammeln
  • Hypothese formulieren: Es gibt einen Trend oder nicht. In trendlosen Märkten sollte nicht gehandelt werden.
  • Hypothese verifizieren: Über Tage oder Wochen können Daten zum entstehenden Trend gesammelt werden.
  • Analyse der Daten
  • Interpretation und Schlussfolgerung, unter anderem zum Money- und Risikomanagement
  • reales Trading

Diese Schritte können bis heute (2013) in Aktien- und Rohstoffmärkten angewendet werden, die sich immer noch grundsätzlich in Trends bewegen. Im Forex-Bereich herrschen Swings vor, hier ist ein grundsätzlich anderes Herangehen indiziert: Kein Forextrend zwischen Major-Paaren wie EUR/USD oder USD/GBP hält ewig an, er kann jederzeit die Richtung wechseln.

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