Definition Overtrading

Overtrading („Über-Trading“) ist ein Handeln in einem unangemessenen Verhältnis zu den tatsächlichen Handelssignalen und zu den eigenen Ressourcen. Beides ist in einem engen Zusammenhang zu sehen, denn allein die Zahl der Trades beweist keinesfalls Overtrading. Beim rein computergesteuerten High Frequency Trading führen die Expert Advisors (Tradingroboter) bis zu 10.000 Trades pro Sekunde (!) aus. Dementsprechend könnte ein Mensch niemals Overtrading betreiben, wenn es nur um die Zahl der Trades ginge.

Begrifflichkeit des Overtradings

Der Begriff Overtrading stammt aus den 1970er bis 1980er Jahren, als Trader begannen, vom heimischen Bildschirm aus zu handeln. Die Technik hatte sich inzwischen so weit entwickelt, dass Datenfeeds auf heimische Bildschirme übertragen wurden, jedoch war in den meisten Fällen ein computergesteuertes Handeln von daheim aus noch nicht möglich.

Die ersten echten Online-Broker entwickelten sich Ende der 1990er Jahre, sie funktionierten relativ gut etwa ab 2005. In den 1980er Jahren saß also ein Trader, der zuvor einen Börsenplatz auf dem Parkett innegehabt hatte, plötzlich daheim, beobachtete komfortabel aus vom PC-Bildschirm aus die Kurse und rief seinen Broker an, um ihm Anweisungen für Käufe, Verkäufe und Stopps zu erteilen. Das änderte nichts an den Kapitalressourcen des Traders, wohl aber an seinen Zeitressourcen und seiner Konzentration, denn auf dem Parkett herrschte damals recht viel Hektik in schnellen Börsenphasen.

Heute sitzen die Händler auch auf dem Parkett vor Bildschirmen, der Handel erscheint für Außenstehende viel ruhiger. Trader, die mehr Zeit zum Abwägen und Entscheiden haben, die durch ereignislose Zeiten auch frustriert sind, tendieren dazu, mehr zu unternehmen, als der Markt, ihr Kapital und ihre Zeit – beziehungsweise damals die ihres Brokers – hergeben, wenn der Markt wieder schnell wird.

Börse Frankfurt

Teilweise wurde Overtrading durch die Broker, die an jeder Order verdienten, etwas befeuert, denn der Trader kommunizierte natürlich mit dem menschlichen Broker, der teilweise auch selbst handelte. Sie unterhielten sich über die Chancen, sie stritten manchmal über die bessere oder schlechtere Ausführung durch den Broker, sie stellten eine Beziehung her. Der Broker konnte den Trader subtil dazu animieren, doch ein wenig mehr zu handeln. Das ging manchmal gut, manchmal auch nicht, aber der Broker verdiente immer daran. Auch heute verdienen unsere Online-Broker, wenn wir handeln, sie können uns aber nicht zum Overtrading animieren. Den Begriff gibt es übrigens auch in Wirtschaftsunternehmen, auch diese handeln manchmal mehr, als ihre Ressourcen eigentlich ermöglichen.

Praktisches Overtrading heute

Zunächst einmal sei klargestellt, dass mit unbegrenzten Ressourcen Overtrading theoretisch nicht möglich ist, wenn jede Tradingentscheidung rational und in sich stimmig wäre. Genau davon geht ja das High Frequency Trading aus. Die Firmen, die dieses über Expert Advisors betreiben, sind sehr hoch kapitalisiert und verfügen gleichzeitig über die technischen Mittel zu den vielen Trades – siehe oben. Auch Menschen traden manchmal sehr viel, echte Scalper beispielsweise führen vom heimischen PC aus an vielen Tagen mehrere Hundert Trades durch. Gelegenheiten gibt es unendlich viele, mehr, als ein Mensch je bewältigen könnte. Overtrading gibt es aber auch: Wenn ein Trader seine Entscheidungen nicht mehr begründen kann, einfach handelt um zu handeln und dabei womöglich auch noch sein Risiko- und Moneymanagement vernachlässigt, dann betreibt er Overtrading und wird sehr bald sein Kapital vernichten.

Bildnachweis: Image ID: 52039 | © sirknippsalot/PIXELIO | http://www.pixelio.de

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