Interview mit René Wolfram über die Trading-Weltmeistschaft 2013

rene_wolframQTrade: Danke René, dass Du Dir für ein Interview Zeit genommen hast. Du hast im Jahr 2013 den dritten Platz bei der Trading-Weltmeisterschaft in den USA erreicht. Dafür erst einmal Glückwunsch. Kannst Du vorab etwas zu Deiner Person sagen und seit wann Du handelst?

RW: Ich bin seit nunmehr 15 Jahren an der Börse aktiv, seit 10 Jahren hauptberuflich. Begonnen hat bei mir alles während der gigantischen Internethausse zum Ende des vorigen Jahrtausends. Alle meine Freunde hatten Aktiendepots und verdienten eine Menge Geld neben der Schule bzw. dem Studium. Und wie es halt so ist: Man versucht dann das Gleiche. Anfangs lief das auch wunderbar, bis dann 2000 die Dotcom-Blase platzte und die Zeit des willkürlichen Kaufens vorüber war.

Die nächsten 2 Jahre waren von harten, aber auch zugleich sehr lehrreichen Erfahrungen geprägt. Ich befasste mich neben dem Studium knapp 14 Stunden pro Tag mit den Märkten. Mit der Zeit lernte ich, dass man mit 0815-Ansätzen aus Lehrbüchern und dem Mainstream-Trading nicht wirklich zuverlässig Geld verdienen kann. Also begann ich, basierend auf statistischen Auswertungen eigene Tradingsetups auszuarbeiten. Die meisten Handelstechniken von damals verwende ich auch heute noch. Sie erhielten im Laufe der Zeit lediglich einen Feinschliff und wurden robuster gemacht.

QTrade: Was hat Dich dazu bewogen an der WM teilzunehmen und wie waren Deine Erfahrungen während der WM?

RW: In Deutschland ist die Robbins Worldcup Challenge of Futures Trading den meisten Tradern nicht bekannt. Vermutlich hören bzw. lesen mit diesem Interview viele von Ihnen zum ersten Mal davon. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass wir Deutschen eine Mentalität haben, bei der wir eher nicht über den Tellerrand hinausschauen.

Für professionelle Futures-Trader ist die Worldcup Challenge das, was für Schauspieler die Oscars und für Wissenschaftler der Nobelpreis ist. In einem Geschäft, bei dem man Tag ein Tag aus alleine vor seinem Rechner sitzt und in die Tastatur hämmert, ist es eine willkommene Abwechslung, sich mit anderen Tradern zu messen, die ebenfalls mit echtem Geld handeln. Erst Recht, wenn man die Chance hat, gegen die besten Händler aus der ganzen Welt anzutreten. Die Worldcup Challenge war für mich seit ich diesen Beruf ergriffen habe ein großes Ziel. Seit Larry Williams den Wettbewerb 1987 mit 11.376% gewann, ist der Wettbewerb legendär geworden und ist ein guter Prüfstein, ob man wirklich gut funktionierende Strategien und ein ausgeklügeltes Risikomanagement hat oder nicht. Schließlich geht der Wettbewerb über 12 Monate. Da haben Zocker keine Chance zu gewinnen.

QTrade: Was unsere Leser natürlich brennend interessiert, ist wie Du es geschafft hast den dritten Platz zu erreichen?

RW: Es wird viele überraschen, aber man muss bei einem solchen Wettbewerb nicht wesentlich risikobereiter und aggressiver handeln als man es ohnehin tut. Natürlich lassen sich dreistellige oder gar vierstellige Prozentzuwächse in einem Account nicht mit minimalem Risiko erreichen. Doch für einen Platz unter den ersten fünf ist jedenfalls für mich keinerlei Abkehr des defensiven Risikomanagements nötig gewesen.

Für eine Top-Platzierung braucht es primär zwei Dinge: Gute Risikokontrolle und stabil performende Strategien. Über den dritten Platz und die damit verbundene Auszeichnung freue ich mich zugegeben sehr, auch wenn es zwei bessere Trader im Wettbewerb gab. Doch was mir an dieser Challenge am meisten gebracht hat, war die Erkenntnis, dass so ziemlich jede weit verbreitete Annahme über Trading falsch ist. Habe ich Pyramiden gebaut und kam über den Hebel zum Erfolg? Nein – im Gegenteil: Ich habe teilweise mit emicro-Kontrakten gehandelt, die 1/10 Tickvalue gegenüber den eigentlichen Kontrakten haben. Habe ich mein Risiko erhöht? Nein, zu keiner Zeit. Gab es große Schwankungen in der Equity? Absolut nicht! Ich hatte den maximalen Draw Down bei 18%. Viele Trader behaupten, dass 10% der Trades 90% ihrer Performance einbringen. War dem bei mir so? Nein, ich habe bei geringer Volatilität, eine stetige Equity mit einer Trefferquote von 75% und trotzdem überdurchschnittlichen Auszahlungsquoten geschafft.

Habe ich überdurchschnittlich viel gehandelt? Ganz und gar nicht! Ich habe vergleichsweise wenige Trades gemacht. So kann und so muss meiner Meinung nach Trading aussehen. Und das tut es, wenn man robuste Strategien handelt, die sich den Marktbedingungen anpassen und wenn das Risiko- und Moneymanagement auf die Strategien und den Trader zugeschnitten ist. Wenn ich mit einem Satz meinen Tradingansatz umschreiben müsste, dann würde ich sagen: Ich handelte immer wieder aus der Konsolidierung heraus in den Ursprung des Trends.

QTrade: Kannst Du Einsteigern Tipps geben, um Ihr Trading zu verbessern?

RW: Statt meist nach Sympathie gehend, irgendwelchen Möchtegern-Gurus nachzueifern und deren Setups unkritisch zu übernehmen, sollte man die Zeit besser dafür verwenden, die Märkte und deren Eigenheiten kennenzulernen und auszuwerten. Darauf und nur darauf basierend kann ein Handelsansatz entwickelt werden. Beim Risiko- und Positionsmanagement sind praktisch alle Trader zu offensiv. Auch bei kleinen Konten muss man zunächst einmal das Risiko des Ruins minimieren.

Denn wer nicht überlebt, wenn ein Draw Down auftritt (und das wird garantiert passieren), der kann von den Gewinnphasen gar nicht profitieren. Trading, das über den Hebel kommen muss, ist pure Zockerei und hat mit einem seriösen Handelsansatz nichts zu tun. Es ist besser, seine Zeit dafür zu verwenden, die Problemstellungen im Trading zu analysieren und eigene Lösungswege zu suchen, als stupide in Büchern zu lesen, ohne zu wissen, ob das überhaupt funktioniert, was dort proklamiert wird.

QTrade: Was planst Du für die Zukunft?

RW: Ich habe 2013 die Fokussierung auf mein Trading und mein Ausbildungsprogramm RealMoneyTrader vorangetrieben, um mehr Zeit mit meiner Familie zu haben. Auf diesem Pfad werde ich weiter wandeln. Natürlich war, ist und bleibt es ein großes Ziel von mir, die Weltmeisterschaft irgendwann auch einmal zu gewinnen.

QTrade: Danke, für das Interview!

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